Die Versuchung ist groß: KI-Tools versprechen Texte in Sekundenschnelle. Müssen wir da überhaupt noch selbst schreiben? Wann ist das Schreiben mit KI sinnvoll und wann lohnt es sich, sich selbst vor die Tastatur zu setzen? Hier kommen einige Gedanken und ein Tipp.
ChatGPT: Die Zaubermaschine nutzen
Magie! Ein kurzes Briefing in den Eingabeschlitz von ChatGPT getippt und Abrakadabra Sekunden später spuckt der Schreib-Bot einen Text auf den Bildschirm. Kopierbereit. Veröffentlichungsreif. Eine Zaubermaschine.
Zauberei? So einfach ist es nicht, jedenfalls noch nicht (Stand November 2024). Ja, KI-Tools erleichtern uns die Arbeit erheblich.
Keine Struktur und keinen Plan? ChatGPT bringt erstmal Ordnung ins Chaos und erstellt uns eine nette, sinnvolle Gliederung für unser Vorhaben, mit der wir für erste loslegen können.
Ideenlos und ausgepowert? Das Tool brainstormt mit uns und macht spannende Vorschläge, an die wir vielleicht noch nie zuvor gedacht haben.
Wir sind uns unsicher, ob eine Idee, eine Strategie, eine Formulierung oder ein ganzer Text gut, sinnvoll und angemessen sind? Die KI analysiert in Sekundenschnelle das ihr beschriebene Projekt und macht auf Verlangen Verbesserungsvorschläge.
Die Texte, die der Bot formuliert, sind aber eher so mittel. Da kommt es auf den eigenen Anspruch an: Lasse ich die Produktbeschreibung für ein Hundebett in meinem Onlineshop texten oder geht es um einen Blogartikel zu meinem Herzensthema?
Persönlich, authentisch, zugewandt: Selbst schreiben
Schreiben ist eine kreative Angelegenheit. Allerdings auch eine anstrengende. Oft sitzen wir lange vor einem blinkenden Cursor und einem blütenweißen Bildschirm. Mit uns am Tisch: Kein Bock und Prokrastination. Von Magie nicht den Hauch einer Spur.
Schaffen wir es aber ins Schreiben – und mit ein wenig Selbstdisziplin funktioniert das meistens – erzählen wir mit unseren eigenen Worten unsere eigenen Geschichten. Authentisch, persönlich und unseren Lesern zugewandt.
Und auch im Schreiben, nicht nur mit Hilfe der KI, fallen uns Ideen ein, die wir zuvor vielleicht noch nie hatten. Schreiben ordnet, klärt und nährt unsere Gedanken. Und am Ende des Schreibprozesses erwartet uns etwas Besseres als Zauberei: Ein Text, der etwas über uns erzählt.
Wir können aus dem Gewöhnlichen und Erwartbaren ausbrechen und mit originellen Formulierungen punkten, die im Gedächtnis bleiben.
Wir verlassen uns nicht auf intransparente Quellen.
Wir können guten Gewissens unseren Namen unter diesen Text schreiben. Ein guter Indikator im Übrigen: Falls wir mit KI texten, fühlt es sich manchmal komisch an, den generierten Text als unseren eigenen auszugeben – selbst wenn wir ihn bearbeitet haben. Das sollten wir ernst nehmen.
Wann soll ich mit KI texten und wann selbst schreiben?
Es gibt gute Gründe, auch mal die KI schreiben zu lassen. Wir sparen Zeit und Nerven. Und die Texte auf dem Insta-Carousel-Post müssen auch nicht direkt aus unserer Seele kommen und mit Herzblut geschrieben werden, um ordentlicher Content zu sein.
Wichtig ist, dass KI-Texte sehr gut nachbearbeitet werden. Dass die elenden Passivkonstruktionen rauskommen. Und das süßliche Gesülze. Die ewig gleichen, langweiligen Einstiege. Damit macht man schon viel gut.
An mir selbst merke ich, dass das Texten mit KI mich faul und unachtsam macht. Ich sehe den Text, redigiere ein bisschen und denke: Jo. Sieht doch gut aus. Das geht.
Aber es ist nur Mittelmaß. Die Worte, die da stehen, auch wenn wir sie nachbearbeiten, werden immer andere sein, als wenn wir selbst geschrieben hätten. In vielen Situationen genügt das. In anderen nicht.
Meine Blogartikel etwa schreiben ich immer selbst. Falls jemand die Meinung der KI zu einem meiner Themen wissen will, dann kann er sie selbst fragen. Wozu den Umweg über meinen Blog nehmen?
Außerdem ist es mein Anspruch und der Respekt meinen Lesern gegenüber, dass ich Texte, die meinen Namen tragen, selbst verfasse.
Mein Tipp: Mach’s umgekehrt
Mein Tipp: Versuche es erst mit eigenem Schreiben und lasse deinen Text, wenn du unsicher oder unzufrieden bist, von ChatGPT oder einem anderen Tool optimieren.
Gehe also den umgekehrten Weg.
Du kannst zum Beispiel mit einem Punktesystem arbeiten und Folgendes prompten: „Verteile für den folgenden Text Punkte von 1 (schlecht) bis 10 (hervorragend) für die Kriterien Sprache, Stil, Logik und Relevanz“. Hinter diesen Satz kopierst du deinen Text.
Und in einem zweiten Schritt schreibst du: „Optimiere den Text so, dass alle Kriterien mindestens auf eine 9 kommen“.
Ehrlich gesagt funktioniert der letzte Schritt nicht besonders gut. Meist wirkt der Text mit den KI-Verbesserungen seltsam. Vielleicht könntest du hier nochmal selbst nachbessern. Du weißt ja jetzt, wo du optimieren solltest.
Falls du keine Zeit und Muße zum Selberschreiben hast, auf menschlichen Content aber nicht verzichten möchtest: Ich schreibe Texte. Ohne KI und mit viel Herzblut.
Eva Heer
Journalistin & freie Lektorin
Ich unterstütze dich in deinem Schreiben: Beratend in deinem Schreibprozess oder als Lektorin für deinen Text.
Und falls du nicht gerne schreibst oder du Zeit und Nerven sparen möchtest: Kein Problem. Ich schreibe für dich!
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