Was Schreibende erwartet: Meine 5 Prognosen für 2025

Was Schreibende erwartet: Meine 5 Prognosen für 2025

Neulich sagte jemand in einer Laudatio, er schreibe grundsätzlich nicht mehr für Tageszeitungen. Nicht nur, weil freie Journalisten unterirdisch bezahlt würden. Sondern aus dem gleichen Grund, aus dem er auch nicht als Mundschenk, Laternenanzünder oder Droschkenkutscher arbeite. Gut, das bezog sich explizit auf journalistisches Schreiben. Doch es lässt sich ausweiten: Eigenes Schreiben wird zunehmend zu einem aussterbenden Handwerk. Hier meine Prognosen für 2025:

1. KI treibt Schreibende weiter vor sich her

Niemand muss Visionär, Hellseher oder Zukunftsforscher sein, um zu prognostizieren, dass Künstliche Intelligenz im kommenden Jahr den Markt für Schreibende und freie Lektoren und Lektorinnen weiter umwälzen, revolutionieren und vor sich hertreiben  wird. Vielleicht sollte ich besser „pulverisieren“ schreiben. Die Entwertung von Textarbeit, von menschlichem Schreiben, wird fortschreiten. 2025 werden KI-Tools nicht mehr nur ein nettes Extra sein, sondern ein essenzielles Werkzeug, das tief in den Schreib-, Redigier- und Arbeitsprozess von Textschaffenden sowie von Lektoren und Lektorinnen eingreift.

Als Schreibende kann ich dieser Entwicklung nur menschliches, authentisches Schreiben entgegensetzen – und gleichzeitig lernen, die Tools für mich und meine Arbeit zu nutzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Also KI in den Workflow integrieren und nicht verteufeln. 

Als Lektorinnen wird es zunehmend Teil unseres Angebotes werden,  KI-gestützte Texte zu “humanisieren”, sie in einem eigenen Arbeitsschritt zu bearbeiten, um sie menschlicher klingen zu lassen. 

… Dachte ich jedenfalls bis vor Kurzem. Jetzt habe ich erfahren: Sogar für die “Humanisierung” von KI-Texte gibt es bereits KI-Tools.

 

2. Die neue Währung heißt “Vertrauen”

Während KI-Tools immer mehr Inhalte produzieren und damit gefühlt im Sekundentakt den digitalen Raum fluten, wird Vertrauen zu einer echten Währung werden. In einem Ozean aus Content werden Kunden nach einer Boje, einem Orientierungspunkt suchen. Nach jemandem, der mehr liefert als eine bloße Contenterstellung.

Vertrauen ist der Faktor, der uns im KI-Zeitalter von technologisch getriebenen Lösungen unterscheidet. Vertrauen ist mehr als ein netter Bonus – es wird zu einem strategischen Wettbewerbsvorteil. Durch authentisches Schreiben, persönliche Betreuung, Transparenz, verlässliche Ergebnisse und emotionale Ansprache können wir eine starke Verbindung zu unseren Kunden aufbauen, die tief und dauerhaft ist.

Dieses Vertrauen ist keine flüchtige Ressource. Es ist der Grundstein für langfristige Kundenbeziehungen, Weiterempfehlungen und einen stabilen, wachsenden Kundenstamm.

 

3. Flüstern statt Schreien

Das Thema Vertrauen zieht auch durch unser Marketing: Weniger Marktgeschrei, weniger Beliebigkeit, weniger Social-Media-Hustle. Statt dessen wird 2025 eine ruhige, sensible, empathische und ehrliche Kommunikation potentielle Kunden überzeugen. Dieses Gefühl, wirklich wahrgenommen zu werden, ist die Basis für Vertrauen.

Austauschbaren Werbeslogans stehen Echtheit und Menschlichkeit gegenüber – genau das, was in automatisierten KI-Prozessen oft zu kurz kommt. Menschen vertrauen Personen, die menschlich bleiben, Fehler machen und erlebte Erfahrungen teilen. 

 

4. Mehrwert durch Einfühlungsvermögen

Während generierte Inhalte oft „one size fits all“ sind, geht der Trend 2025 zu maßgeschneiderten Lösungen. Weniger generische Kursmodule, weniger Selbstlerner-Online-Kurse. Stattdessen: Persönliche Präsenz.

Wer individuell auf die Bedürfnisse seiner Kunden und Kundinnen eingeht, Fragen gezielt beantwortet, Feedback gibt, das wirklich zu ihnen passt, schafft  Mehrwert. Persönliche Präsenz, Einfühlungsvermögen, aktives Zuhören zeigen den Kund*innen, dass sie kein austauschbarer Auftrag sind. So machen wir uns 2025 unabhängig von KI: Egal, wie sich die Technik weiterentwickelt, wir setzen auf verlässliche Begleitung, Beständigkeit und Zuverlässigkeit.

Wer Persönliches und Einfühlsames sucht, will nicht nur Templates, sondern echte Kommunikation mit einem Schreibcoach oder einer Lektorin.

 

5. Raum für leise Menschen

2025 wird der Trend zur Spezialisierung und spitzen Positionierung weiter an Fahrt gewinnen. Eine Community und Marke aufzubauen, wird wichtiger denn je. Auch ich werde mich nischiger aufstellen und möchte vor allem “leise” Menschen mit meinem Angebot abholen.

Leise und sensible Menschen ticken oft ein bisschen anders als andere. Sie brauchen Ruhe und Raum und lassen sich nicht in Standard-Methoden pressen. Sie wollen erst mal Vertrauen aufbauen, bevor sie ihre Texte oder halbfertigen Ideen preisgeben. Ich möchte diesen Raum bieten: Zum Gedanken sortieren und mit positivem, bestärkendem Feedback.

Dazu gibt es ein besonderes Angebot: Trag dich für meinen Newsletter ein und du bekommst mein liebevoll gestaltetes Workbook “About me” – Deine authentische Über-mich-Seite als Dankeschön. 

Eva Heer

Eva Heer

Journalistin & freie Lektorin

Ich möchte dich in deinem Schreiben unterstützen: Beratend in deinem Schreibprozess oder als Lektorin für deinen Text.

Und falls du nicht gerne schreibst oder du Zeit und Nerven sparen möchtest: Kein Problem. Ich schreibe für dich!

 

 

 

 

Was ist besser? ChatGPT texten lassen oder selbst schreiben?

Was ist besser? ChatGPT texten lassen oder selbst schreiben?

Die Versuchung ist groß: KI-Tools versprechen Texte in Sekundenschnelle.  Müssen wir da überhaupt noch selbst schreiben? Wann ist das Schreiben mit KI sinnvoll und wann lohnt es sich, sich selbst vor die Tastatur zu setzen? Hier kommen einige Gedanken und ein Tipp. 

 

ChatGPT: Die Zaubermaschine nutzen

Magie! Ein kurzes Briefing in den Eingabeschlitz von ChatGPT getippt und Abrakadabra Sekunden später spuckt der Schreib-Bot einen Text auf den Bildschirm. Kopierbereit. Veröffentlichungsreif. Eine Zaubermaschine.

Zauberei? So einfach ist es nicht, jedenfalls noch nicht (Stand November 2024). Ja, KI-Tools erleichtern uns die Arbeit erheblich.

Keine Struktur und keinen Plan? ChatGPT bringt erstmal Ordnung ins Chaos und erstellt uns eine nette, sinnvolle Gliederung für unser Vorhaben, mit der wir für erste loslegen können.

Ideenlos und ausgepowert?  Das Tool brainstormt mit uns und macht spannende Vorschläge, an die wir vielleicht noch nie zuvor gedacht haben.

Wir sind uns unsicher, ob eine Idee, eine Strategie, eine Formulierung oder ein ganzer Text gut, sinnvoll und angemessen sind? Die KI analysiert in Sekundenschnelle das ihr beschriebene Projekt und macht auf Verlangen Verbesserungsvorschläge.

Die Texte, die der Bot formuliert, sind aber eher so mittel. Da kommt es auf den eigenen Anspruch an: Lasse ich die Produktbeschreibung für ein Hundebett in meinem Onlineshop texten oder geht es um einen Blogartikel zu meinem Herzensthema?

 

Persönlich, authentisch, zugewandt: Selbst schreiben

Schreiben ist eine kreative Angelegenheit. Allerdings auch eine anstrengende. Oft sitzen wir lange vor einem blinkenden Cursor und einem blütenweißen Bildschirm. Mit uns am Tisch: Kein Bock und Prokrastination. Von Magie nicht den Hauch einer Spur.

Schaffen wir es aber ins Schreiben – und mit ein wenig Selbstdisziplin funktioniert das meistens – erzählen wir mit unseren eigenen Worten unsere eigenen Geschichten. Authentisch, persönlich und unseren Lesern zugewandt.

Und auch im Schreiben, nicht nur mit Hilfe der KI, fallen uns Ideen ein, die wir zuvor vielleicht noch nie hatten. Schreiben ordnet, klärt und nährt unsere Gedanken. Und am Ende des Schreibprozesses erwartet uns etwas Besseres als Zauberei: Ein Text, der etwas über uns erzählt.

Wir können aus dem Gewöhnlichen und Erwartbaren ausbrechen und mit originellen Formulierungen punkten, die im Gedächtnis bleiben.

Wir verlassen uns nicht auf intransparente Quellen.

Wir können guten Gewissens unseren Namen unter diesen Text schreiben. Ein guter Indikator im Übrigen: Falls wir mit KI texten, fühlt es sich manchmal komisch an, den generierten Text als unseren eigenen auszugeben – selbst wenn wir ihn bearbeitet haben. Das sollten wir ernst nehmen.

 

Wann soll ich mit KI texten und wann selbst schreiben?

Es gibt gute Gründe, auch mal die KI schreiben zu lassen. Wir sparen Zeit und Nerven. Und die Texte auf dem Insta-Carousel-Post müssen auch nicht direkt aus unserer Seele kommen und mit Herzblut geschrieben werden, um ordentlicher Content zu sein.

Wichtig ist, dass KI-Texte sehr gut nachbearbeitet werden. Dass die elenden Passivkonstruktionen rauskommen. Und das süßliche Gesülze. Die ewig gleichen, langweiligen Einstiege. Damit macht man schon viel gut.

An mir selbst merke ich, dass das Texten mit KI mich faul und unachtsam macht. Ich sehe den Text, redigiere ein bisschen und denke: Jo. Sieht doch gut aus. Das geht.

Aber es ist nur Mittelmaß. Die Worte, die da stehen, auch wenn wir sie nachbearbeiten, werden immer andere sein, als wenn wir selbst geschrieben hätten. In vielen Situationen genügt das. In anderen nicht.

Meine Blogartikel etwa schreiben ich immer selbst. Falls jemand die Meinung der KI zu einem meiner Themen wissen will, dann kann er sie selbst fragen. Wozu den Umweg über meinen Blog nehmen?

Außerdem ist es mein Anspruch und der Respekt meinen Lesern gegenüber, dass ich Texte, die meinen Namen tragen, selbst verfasse.

 

Mein Tipp: Mach’s umgekehrt

Mein Tipp: Versuche es erst mit eigenem Schreiben und lasse deinen Text, wenn du unsicher oder unzufrieden bist, von ChatGPT oder einem anderen Tool optimieren.

Gehe also den umgekehrten Weg.

Du kannst zum Beispiel mit einem Punktesystem arbeiten und Folgendes prompten: „Verteile für den folgenden Text Punkte von 1 (schlecht) bis 10 (hervorragend) für die Kriterien Sprache, Stil, Logik und Relevanz“. Hinter diesen Satz kopierst du deinen Text.

Und in einem zweiten Schritt schreibst du: „Optimiere den Text so, dass alle Kriterien mindestens auf eine 9 kommen“.

Ehrlich gesagt funktioniert der letzte Schritt nicht besonders gut. Meist wirkt der Text mit den KI-Verbesserungen seltsam. Vielleicht könntest du hier nochmal selbst nachbessern. Du weißt ja jetzt, wo du optimieren solltest.

Falls du keine Zeit und Muße zum Selberschreiben hast, auf menschlichen Content aber nicht verzichten möchtest: Ich schreibe Texte. Ohne KI und mit viel Herzblut.

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Eva Heer

Eva Heer

Journalistin & freie Lektorin

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Und falls du nicht gerne schreibst oder du Zeit und Nerven sparen möchtest: Kein Problem. Ich schreibe für dich!

Schreiben: Eine Liebesgeschichte in Zeiten von KI

Schreiben: Eine Liebesgeschichte in Zeiten von KI

Einen Titel hat es schon. Und eine erste Struktur. Sonst nichts. Mein imaginäres Buch heißt: „Schreiben: Eine Liebesgeschichte in Zeiten von KI“. Es geht um den tiefgreifende Umbruch, mit dem die KI unser Schreiben verändert.

 

Meine Liebe zum Schreiben ist ein tiefes menschliches Gefühl, in dem lebenslanges Lernen, all meine berufliche Erfahrung und meine persönliche Entwicklung stecken. Dagegen die KI: Eine Maschine, die nichts vom Leben weiß und nichts kann – außer Wortwahrscheinlichkeiten errechnen. Aber das supereffizient und rattenschnell.

Manchmal fühle ich mich wie einer der letzten Kutschfahrer, als das Auto in die Welt kam. Oder wie eine Porträtmalerin, kurz nach Erfindung der Fotografie.

 

Der Text ist mein Beitrag zu meiner eigener Blogparade „Welches Sachbuch möchtest du schreiben?“. Ich freu‘ mich, wenn du mitbloggst. 

Blogparade: Welches Sachbuch möchtest du schreiben?

 

Die KI als Werkzeug nutzen

Dabei will ich die Entwicklung gar nicht so schlecht reden. Ich plädiere einfach dafür, KI als Werkzeug zu nutzen und ihr nicht den Schreibprozess zu überlassen. Vielleicht würde ich in meinem Buch ein versöhnliches Kapitel verfassen: Wie Schreibende KI-Tools sinnvoll in ihren Workflow einbetten, ohne dabei ihre Schreibstimme zu verlieren.

Zu vielen Texten merkt man schon nach den ersten Worten an, dass  ChatGPT sie aus der Ursuppe des Netzes gefischt und zu einem gefälligen, mittelmäßigen Ganzen wieder zusammengeflickt hat. Ich lese dann nicht weiter. Nicht aus Trotz, sondern aus Langeweile.

Mein Buch wäre ein Mix aus meinen eigenen Schreiberfahrungen, meinen Gedanken zu den aktuellen Entwicklungen und einem Abriss aus der Geschichte des Schreibens und der Schreibwissenschaft.

 

Was bleibt trotz KI einzigartig im menschlichen Schreiben?

Ich würde Fragen stellen: Warum schreiben Menschen? Warum haben Geschichten solche Macht? Kann eine mit KI generierte Geschichte Menschen überhaupt berühren? Wie wird unser Schreiben in 10 oder 50 Jahren aussehen? Was geht verloren, wenn wir das Schreiben den Maschinen überlassen? Aber auch: Was gewinnen wir? Vielleicht einen neuen, aber ebenso spannenden und kreativen Schreib- und Denkprozess? Was macht das mit uns? Und ganz philosophisch: Was bleibt einzigartig im menschlichen Schreiben?

 

Was die KI nicht kann: Geschichtenerzählen

Schreiben ist mehr als Texte erstellen. In meinem Beruf als Redakteurin habe ich darüber nicht groß nachgedacht. Texte in Tageszeitungen sollen informativ und leicht zu verstehen sein. Manchmal erzählen wir auch Geschichten: In Reportagen, Porträts oder Nachberichten. Hier geht es darum, Lesern eine möglichst sinnliche Vorstellung einer Situation zu ermöglichen. Wie riecht es an diesem Ort? Hört man an der zitternden Stimme des Gesprächspartners, dass ihn oder sie ein Thema besonders bewegt? Wie war die Stimmung im Konzertsaal, welche Szenen im Theater haben das Publikum so mitgerissen, dass es spontan applaudiert?

Ich erzähle solche Geschichten gern: Ein kleiner Ausschnitt aus dem Leben, eingefangen in meinen Worten. Ein kurzer, dem Vergessen entrissener Augenblick, der – im besten Fall – meinen Lesern einen Mehrwert schenkt: Einen Einblick, eine Erkenntnis oder das Wiedererleben eines besonderen Moments.

 

Die Bedeutung von persönlichem und kreativem Schreiben

Am deutlichsten spürt man die Kraft des Schreibprozesses und was das Schreiben IN uns macht im persönlichen, autobiografischen und kreativen Schreiben. Der Prozess ordnet, entlastet, schenkt uns neue Erkenntnisse. Wir können auf so viele Arten von ihm profitieren. Ich würde in meinem Buch über das Journaling schreiben und wie sehr es mir hilft, mich zu zentrieren, meine Gedanken zu ordnen, zu reflektieren. Über Schreibrituale wie die Morgenseiten.

Über kreatives Schreiben und wie introvertierte, leise und sensible Menschen an Stärke gewinnen, wenn sie sich schreibend ausdrücken: Ein Weg aus dem lauten, schnellen, aufdringlichen Social-Media-Karussell.

Vermutlich würde ein weiteres Kapitel davon handeln, was unseren Kindern verloren geht, wenn sie nicht mehr lernen, selbstständig zu schreiben. Wie sehr denken, lernen und schreiben ineinandergreifen.

 

Eine Liebeserklärung an das Schreiben

Und enden würde es mit einer Liebeserklärung an das Schreiben, bei der ich versuchen würde, nicht allzu kitschig zu klingen.

Warum setzte ich mich nicht an dieses Buch? Ehrlich gesagt, habe mir bis jetzt noch nicht zugetraut, ein eigenes Buch zu schreiben. Ich weiß nicht, ob ich das Durchhaltevermögen und die Selbstdisziplin hätte. Ich liebe die kleine Form eines Zeitungs- oder Blogartikels. Ein kleines, geschlossenes Werk, im besten Fall mit einer nahen Deadline, zu der es fertig werden muss.

Aber falls ich jemals ein Buch schreibe, dann mit meinen eigenen Worten. Das Marketing kann meinetwegen die KI machen.

Eva Heer

Eva Heer

Journalistin & freie Lektorin

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Und falls du nicht gerne schreibst oder du Zeit und Nerven sparen möchtest: Kein Problem. Ich schreibe für dich!

Buch-Tipp: Wie Künstliche Intelligenz unsere Welt verändert

Buch-Tipp: Wie Künstliche Intelligenz unsere Welt verändert

Miriam Meckel und Léa Steinacker tauchen in ihrem Buch „Alles überall auf einmal“ tief ins Thema KI ein. Verständlich und unterhaltsam erklären sie, warum ein Verständnis der generativen Sprachmodelle für jede und jeden von uns wichtig ist. Und machen klar: Welches Szenario auf uns wartet, liegt in unserer eigenen Verantwortung. 

 

Eine Chinesin hat Schwierigkeiten mit ihrer Steuererklärung. Dieser lapidare Satz kündigt auf einem Langstreckenflug der Autorinnen den Film „Everything Everywhere All at Once“ an. Das Werk aus dem Jahr 2022, mit sieben Oscars ausgezeichnet, ist titelgebend für Miriam Meckels und Léa Steinackers Mitte Februar erschienenes Buch „Alles überall auf einmal“. Es bietet einen spannenden Einblick in aktuelle Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz.

 

Denn anders als der langweilige Teaser im Flieger vermuten lässt, erzählt der Film in einem Affentempo und hart geschnitten eine wahnwitzige Geschichte aus dem Multiversum, einer Welt mit unendlich vielen alternativen Realitäten und Möglichkeiten.

 

Komplex und überfordernd

Der Film sei eine Metapher für die Zeit, in der wir uns bewegen, konstatieren die Autorinnen. Ein Bild für unsere Überforderung und die Komplexität der aktuellen Veränderungen. Mit KI sind wir zwar schon lange konfrontiert – in den sozialen Medien, auf Netflix, bei Amazon oder in der Medizin – ohne, dass wir bisher darüber groß nachgedacht haben.

 

Der iPhone-Moment der Künstlichen Intelligenz

Der „iPhone-Moment“ kam aber erst mit der Veröffentlichung von ChatGPT Ende November 2022. Seither sollte jedem oder jeder, der oder die den Chatbot von Open AI oder eines der anderen KI-Tools ausprobiert, dämmern, welches Potenzial die Technologie entfalten kann – und wird.

Und was das für uns, unsere Art zu schreiben, zu denken, zu forschen, zu lernen und ganz allgemein für unsere Arbeit und unser Leben in naher Zukunft bedeuten wird.

 

Zwischen Faszination und Unsicherheit

Deep Fakes, Halluzinationen, antrainierte Vorurteile, Realitätsverzerrung, Datenschutzprobleme: Es gibt viele Gründe, der neuen Technologie zu misstrauen.

Angst entsteht oft durch Unsicherheit vor etwas Neuem, durch Halbwissen, durch „Sich-gar-nicht-erst-Rantrauen“. Hier setzen Miriam Meckel und Léa Steinacker an: Mit einem Blick in die Geschichte der KI (die mit der Vision einer klugen Frau begann), mit Szenarien, die sowohl Chancen als auch Gefahren der generativen Sprachmodelle aufzeigen. Und einer durchaus kritischen Sicht auf aktuelle Entwicklungen.

 

Ein Problem: Textinzest

Ein Problem von vielen: Textinzest.  Für die großen Sprachmodelle, mit Milliarden Worten trainiert, seien die digital verfügbaren Originaltexte nahezu ausgelesen, erläutern die Autorinnen: Anschließend trainiere generative KI vor allem mit Texten, die sie selbst erschaffen hat.

Ein „Selbstverstärkungsmechanismus, in dem der Remix wächst und die Originalität schrumpft“.

Die Folge: Die Modelle werden immer schlechter darin, gute Inhalte auszuwerfen, machen Fehler – und kollabieren irgendwann.

 

Chancen und Risiken generativer Sprachmodelle

Die Autorinnen tauchen tief ins Thema ein, betrachten es aus wirtschaftlicher, soziologischer, philosophischer, praktischer und biologischer Perspektive – und öffnen uns damit verständlich, klug und unterhaltsam einen Raum, der uns die komplexen Zusammenhänge nachvollziehen lässt. Und das sei für jede und jeden für uns entscheidend, sagen sie: „Nichtwissen ist (…) die sichere Voraussetzung dafür, von der modernen Dampfmaschine namens KI überrollt zu werden“.

 

 

Die Zukunft der Arbeit in Zeiten der KI

Alle Prognosen sagen vorher, dass die generativen Sprachmodelle vor allem die hochbezahlten Jobs von gut ausgebildeten Wissensarbeitern gefährden werden.

Eine Kränkung, die alles, was uns in der Arbeitswelt als sicher galt, in Frage stellt und entwertet.

Darauf muss es Antworten geben, Rahmenbedingungen von der Politik. Aber auch Perspektiven für jeden Einzelnen.

 

Lesen und schreiben in der digitalen Welt

Was bedeutet es etwa, wenn nachfolgende Generationen das Lesen und Schreiben nach und nach verlernen, weil sie es nicht mehr anwenden müssen? „Wer Schrift erlernt, im Lesen wie im Schreiben, übt sich darin, unsere komplexe Welt zu verstehen“, heißt es im Buch.

Schreiben eröffne, übe und diszipliniere das Denken. Im Umkehrschluss: „Je mehr KI die Welt beschreibt, desto weniger werden wir in der Lage sein, ihre Komplexität (durch Sprache) zu erfassen“.

Die Welt verschwimmt.

 

KI entzaubert

An vielen Stellen im Buch entzaubern Meckel und Steinacker die neue Technologie, zeigen ihre Grenzen. Ja, wir können jetzt mit Maschinen sprechen. Aber schon der Begriff „Intelligenz“ sei unscharf und führe zu Missverständnissen.

Intelligenz, wie wir sie verstehen, setze ein Bewusstsein voraus. Eine Biologie, Hormone, Gefühle wie Neugier oder Interesse, Erfahrungen. Liebe.

 

Gefahr oder Chance: Es liegt an uns

Das Buch entlässt uns mit zwei erdachten Szenarien: Einer Dystopie und einem optimistischen Ausblick.

Und mit einem fiktiven Gespräch zwischen den Welten und Epochen: Evelyn (fiktive Waschsalonbesitzerin aus „Everything Everywhere All at Once“), und die (realen) Vordenker der Künstlichen Intelligenz, Ada Lovelace und Alan Turing, diskutieren die Grenzen von und zwischen Menschen und Maschinen.

Wie die Geschichte ausgeht,  liegt an uns.

 

 

Die Autorinnen

Miriam Meckel ist Professorin für Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen, als Gastprofessorin lehrte sie an der Universität Harvard, in Singapur, New York und in Wien.

Léa Steinacker ist Sozialwissenschaftlerin und Unternehmerin, studierte in Princeton und Harvard und promovierte an der Universität St. Gallen über die sozialen Auswirkungen von künstlicher Intelligenz.

Quelle: Rowohlt Verlag

 

 

 

 

Cover des Buches: Alles überall auf einmal von Miriam Meckel und Léa Steinacker

Miriam Meckel, Léa Steinacker: Alles überall auf einmal. Wie Künstliche Intelligenz unsere Welt verändert und was wir dabei gewinnen können. Rowohlt, 2024, 400 Seiten, 26 Euro.

Hier gibt es eine Leseprobe

Authentisch Schreiben: Warum deine Schreibstimme zählt

Authentisch Schreiben: Warum deine Schreibstimme zählt

Authentisch schreiben – was bedeutet das? Wenn wir authentisch schreiben, bauen wir eine echte Verbindung zu unseren Lesern auf und schaffen Vertrauen. Wir zeigen uns mit unseren Werten, Erfahrungen und Gefühlen. Und: Unsere Schreibstimme ist ein Alleinstellungsmerkmal. 

Könnt ihr auch manchmal Texte, Bücher, Blogartikel eindeutig einem Autor oder einer Autorin und seiner oder ihrer Schreibstimme zuordnen? Oft erkennen wir eine bestimmte Art, Sätze zu bilden oder aneinanderzureihen. Einen besonderen, sarkastischen Ton. Bilder, Metaphern, Wortzusammenstellungen, die der Autor oder die Autorin auf eine ihm oder ihr eigene Weise nutzt. Ob jemand kitschig oder umständlich schreibt.

Manchmal können wir die Schreibstimme auch gar nicht an etwas Bestimmtem festmachen. Wir lesen einfach den oder die Schreibende(n) aus seinem oder ihrem Text heraus.

 

Finde deine Schreibstimme

Diese Schreibstimme hat viel mit Authentizität zu tun. Das Wort ist arg strapaziert. Ich möchte es hier trotzdem benutzen.

Authentizität bedeutet Echtheit, Glaubwürdigkeit, Sicherheit, Verlässlichkeit, Wahrheit.

Warum authentisch schreiben trotz KI-Hype zählt

Authentisch zu schreiben, wird mit dem KI-Hype ein immer selteneres Gut werden. Und gleichzeitig ein wertvolles. Ich weiß nicht, wie es dir geht. Aber wenn ich KI-generierten Content lesen möchte, dann frage ich ChatGPT direkt – und mache nicht den Umweg über den Blogartikel eines oder einer anderen. Warum auch?

 

Menschliches Schreiben überzeugt

Authentisch zu schreiben bedeutet, Gedanken, Gefühle und Überzeugungen in Worte zu fassen, ohne dabei die Erwartungen anderer zu erfüllen. Im Kontext deines Blogs oder deiner Website hilft dir authentisches Schreiben, eine echte Verbindung zu deinem Publikum aufzubauen. Mit menschlichem Schreiben. Mit deiner Schreibstimme. Mit deinen eigenen Gedanken.

Das ist manchmal anstrengend und fordernd. Aber es lohnt sich. Denn nur so kannst du aus dem weichgespülten KI-Einheitsbrei herausleuchten: Mit deiner Persönlichkeit, deinen eigenen, manchmal schrägen Formulierungen. Den Worten, die du in dir trägst.

 

Authentische Texte schaffen Vertrauen

Authentizität schafft die Basis für Vertrauen. Authentische Texte zeigen, dass hinter den Worten ein echter Mensch mit echten Erfahrungen steht. Das erfordert Mut. Ich selbst bin ein eher introvertierter Mensch und möchte mich in meinen Texten gar nicht so gerne als Person zeigen.

Dazu kommt, dass Schreiben aus der Ich-Perspektive in meinem journalistischen Leben tabu war. Deswegen habe ich außer in einigen Meinungsartikeln viele Jahre lang geschrieben, ohne mich selbst jemals zu erwähnen. Und auch heute fällt es mir noch schwer.

 

Um mit unseren Texten aus der Masse herauszuleuchten und eine Beziehung zu unseren potenziellen Kunden aufzubauen, muss unsere Schreibstimme aber zu hören sein. Und in unserem Blog, unseren Website- und Verkaufstexten müssen wir über uns erzählen.

 

Tipps für mehr Authentizität in deinen Texten

 

Wie machen wir das? Hier kommen vier Tipps:

 

  1. Erzähle deine Geschichte

Du hast eine einzigartige Geschichte, wie du zu dem Punkt gekommen bist, an dem du jetzt stehst. Zeige, dass hinter dir als Autor, hinter deinem Unternehmen oder deiner Marke eine echte Person steht. Beachte unbedingt den Unterschied zwischen „Persönlichem“ und „Privatem“. Überleg, was du mit deinen Lesern teilen willst, mach dich nahbar, aber nicht angreifbar.

 

  1. Sprich in deiner eigenen Stimme

Wenn wir wissen, dass unser Text veröffentlicht wird, fällt es uns oft schwer, authentisch zu schreiben. Vielleicht versuchen wir eine formelle oder „professionelle“ Stimme anzunehmen. Oder uns fällt gar nichts mehr ein. Oft hilft es, wenn du einfach mal drauflosschreibst, genauso, wie die Worte sich in dir formen. So, wie du sprichst. Vielleicht ist stilistisch nicht alles perfekt, aber du klingst nach dir. Deine Leser und Leserinnen schätzen Echtheit und fühlen sich eher zu jemandem hingezogen, der „menschlich“ und erreichbar erscheint.

 

Zur Übung kannst du einfach täglich ein bisschen ohne inneren Zensor schreiben. Tipps dazu findest du in meinen Blogartikeln zum Freewriting und zum Journaling.

 

  1. Zeige deine Leidenschaft

Leidenschaft ist ansteckend. Wenn du über die Dinge schreibst, für die du brennst, wird dir das Schreiben leichtfallen und du kannst begeistern. Mein Vorschlag ist, dein Schreiben in drei Schritte aufzuteilen und jeden einzeln für sich zu bearbeiten.

Schreibe erstmal drauflos, erschaffe deinen Text. In einem zweiten Schritt überarbeitest du diesen Text inhaltlich.  Und in einem dritten machst du ihn veröffentlichungsreif.

Das bedeutet: Um Korrekturen, Zwischenüberschriften, Suchmaschinenoptimierung und Bebilderung kümmerst du dich erst, wenn dein kreativer Schreibprozess abgeschlossen ist.

 

  1. Setze KI sparsam und sinnvoll ein

Ja, ein Chatbot ist ein verführerisches Tool, wenn es darum geht, schnell und einfach Texte zu verfassen. Ich verteufle die KI nicht, im Gegenteil: Ich nutze sie und lerne immer weiter dazu. Mein Tipp: Nutze ChatGPT oder ein anderes Tool gerne, lass dir bei der Gliederung, den Zwischenüberschriften, deinem Redaktionskalender  und beim Brainstorming helfen. Aber schreib deine Texte selbst.

Deine Leser möchten dich hören, nicht irgendeinen Bot.

 

Ich unterstütze dich gerne

Wenn es dir schwerfällt, deine Schreibstimme zu finden, authentisch zu schreiben oder du Schwierigkeiten hast, überhaupt mit dem Schreiben anzufangen, ist meine Schreibberatung vielleicht etwas für dich. Melde dich gerne unverbindlich für ein erstes Gespräch bei mir.

Emotionen beim Schreiben: Was die KI nicht kann

Emotionen beim Schreiben: Was die KI nicht kann

Nutzt du schon ChatGPT oder ein anderes KI-Tool für deine Texte? Vermutlich schon. Ich auch. Aber mich treibt immer noch die Frage um, was verloren geht, wenn wir Texte „produzieren lassen“. Und dabei bin ich eigentlich ein Fan von neuen Tools und neuer Technik.

 

Die emotionale Bedeutung des Schreibens: Warum Schreiben mehr als nur Text ist

Wenn wir persönliche Texte schreiben – Tagebuch, ein Journal, einen Wochenrückblick, einen persönlichen Blogartikel oder einfach nur Notizen – geht es nicht nur um das Festhalten von Informationen. Schreiben macht etwas mit uns. Im Schreibprozess verarbeiten wir Gedanken und Gefühle. Wir lernen während des Schreibens, wir entwickeln uns persönlich weiter, wir reflektieren und ordnen ein. Wir ermutigen uns selbst, suchen Lösungen oder wollen in schwierigen Situationen einfach nur schreibend unseren Kummer loswerden.

Was uns oft nicht bewusst ist: Auch im beruflichen oder wissenschaftlichen Schreiben beeinflussen uns unsere Erfahrungen und Emotionen. Das wird deutlich, wenn wir über unser eigenes Schreiben nachdenken.

 

Meine Schreibroutine: Das Drama des ersten Satzes

Bei mir ist zum Beispiel der erste Satz immer ein Drama. Es kann eine Stunde vergehen, bis ich mal loslege. Erstmal Nüsse holen! Dann denke ich nach, brösele Nusssplitter in meine Tastatur. Dann schreibe ich ein Wort, vielleicht sogar einen halben Satz. Dann lösche ich alles wieder. Gehe in die Küche, schmier‘ ein Brot. Brösele wieder in die Tastatur. Fange neu an. Mach‘ Kaffee. Trinke. Hole ein Bonbon. Füttere den Hund. So geht das eine Weile.

Irgendwann sitzt der erste Satz. Dann kommt die Magie.

 

Flow oder die Magie des Schreibens

Es gibt keine Pausen mehr, keine Nüsse und kein Hundefutter. Nur noch meinen Rechner und meine Finger auf den Tasten. Oft lösche ich Worte oder Sätze, aber das macht nichts. Die Worte oder Sätze, die ich dann ersetze, sind besser, genauer. Jetzt weiß ich, dass ich weiterschreiben werde, bis der Text gut ist. Die Aufgabe hängt nicht mehr wie ein Kartoffelsack auf meinen Schultern. Der schöne Teil hat begonnen.

An meinem holprigen Einstieg in die Arbeit sieht man gut, wie sich in mir eine innere Spannung aufbaut, bis ein Anfang gemacht ist. Dass ich dann oft in einen „Flow“ gerate und den Text zügig herunterschreibe, kann auch daran liegen, dass ich viel Übung und das journalistische Schreiben wie ein Handwerk gelernt habe. Die Schreibhemmung, will man es denn so nennen, bezieht sich nur auf den Anfang. Vielleicht eine Art Angst vor dem leeren Blatt?

 

Schreibtechniken im Vergleich: Strukturschaffend vs. strukturfolgend

Deutlich wird auch, dass das Arbeiten mit der Tastatur und der Textverarbeitung mein Schreiben entscheidend beeinflusst. Arbeiten am Text bedeutet für mich ständiges Löschen, Ersetzen, Verbessern. Der Text entsteht in einer Art innerem „Ping-Pong“, einem Prozess, der sich wechselseitig während des Schreibens aufbaut und nährt. In der Schreibforschung nennt man das „strukturschaffendes Arbeiten“: Der Text, seine Gliederung, Kernthesen, Ideen entstehen im Schreiben.

Eine andere Herangehensweise ist das strukturfolgende Arbeiten: Hier entwirft der Schreibende zunächst eine Gliederung und baut ein Gerüst, das er nach und nach strukturiert mit Text füllt. (Das ist natürlich nur eine vereinfachte Erklärung der Schreib-Typen und es gibt auch viele Mischformen).

Exkurs: Welcher Schreib-Typ bist du? Hier kannst du zum Beispiel den Schreibtypen-Test der Uni Hamburg machen.

KI-Tools im Schreibprozess: Wie ChatGPT & Co. unser Schreiben verändern

Was hat das alles mit KI zu tun? Viel. Unsere Textproduktion ist seit der Veröffentlichung von ChatGPT in einem dynamischen Wandel, der vermutlich alle Schreibenden entweder schon erfasst hat oder erfassen wird. Chatbots verkürzen Schreibzyklen, helfen uns als kreative Partner bei der Themenfindung, Gliederung, Zusammenfassung von Texten und übernehmen oft auch schon den gesamten Schreibprozess.

Bei meiner komischen „Anfangsangst“ kann mir ein KI-Tool zum Beispiel gut helfen, schneller in den Textfluss zu kommen. Und ich nutze es auch schon für andere Aufgaben. Allerdings nicht, um zu schreiben.

 

Was KI im Schreibprozess nicht leisten kann: Die emotionale Lücke

Die Fragen, die ich mir stelle, sind: Würde sich mein Schreiben elementar ändern, wenn ich statt eines inneren „Ping-Pongs“ nur noch äußerlich redigiere? Also Texte, die der Bot nach meinen Vorgaben ausspuckt, nur noch bearbeite, anpasse, glätte? Meine komplette Schreibkompetenz würde sich aufs Redigieren und die Eingabe, das Prompten, reduzieren.

Was würde einem Text fehlen, der „ohne Gefühle“ entsteht? Ohne meine eigenen Erfahrungen? Würde ihm das Individuelle, Einzigartige fehlen? Oder würde es ihn, im Gegenteil, sogar besser machen? Gerade weil die persönlichen, subjektiven Elemente während des Entstehungsprozesses wegfallen? Weil es kein „zwischen den Zeilen“ mehr gibt? Gut möglich.

 

Zukunft des Schreibens: Automatisiertes vs. emotionales Schreiben

Was bliebe von dem zufriedenen Gefühl nach dem Schreiben? Den positiven Effekten, die ich eingangs für die persönlichen Texte beschrieben habe? Dieser emotional befriedigende, lernende, entlastende Teil des Schreibens kann uns die KI nicht abnehmen. Zumindest dieser innere, menschliche Prozess bleibt „in uns“, lässt sich nicht ins Außen verlagern.

Das Schreiben insgesamt wird sich durch die KI schnell verändern. Und dadurch wahrscheinlich auch die Emotionen beim Schreiben. Das wird vor allem auf junge Menschen zutreffen, die mit textgebender KI aufwachsen und schreiben lernen.

Bewusst bleiben sollte uns dabei, dass nicht nur unsere Emotionen das Schreiben beeinflussen. Sondern auch umgekehrt, das Schreiben unsere Emotionen.

Vielleicht wird es künftig zwei unterschiedliche Arten des Schreibens geben: Eine weitgehend automatisierte und standardisierte für unsere berufliche Textproduktion, für „Content“. Und eine persönliche, emotionale, künstlerische – für uns selbst.

Was meinst du? Schreib‘ gerne einen Kommentar.

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